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28.10.2022 | Lesezeit


Smart Investor Gastbeitrag: Ein Traum für Antizykliker

Bewährter Inflationsschutz

Gold erweist sich seit Tausenden von Jahren als Inflationsschutz, und auch wenn die Performance des Edelmetalls in diesem Jahr bislang eher enttäuscht, so kann sich dies schnell wieder ändern. Ursächlich für die durchwachsene Performance ist zum einen der sehr starke US-Dollar und zum anderen die extrem „hawkishe“ Notenbankpolitik der Fed. Diese hat ein Szenario zu verantworten, in dem die Marktteilnehmer daran glauben, dass sie alles in ihrer Macht Stehende tun wird, um die Inflation zu bekämpfen. Häufig wird der Vergleich zur Ära des früheren Fed-Chefs Paul Volcker gezogen, als die Zinsen von 11% auf über 20% angestiegen sind. Wir sehen dies als sehr unwahrscheinlich an, da die Zinsen aktuell prozentual bereits deutlich stärker angehoben worden sind als zu Volckers Zeiten und Staaten, Unternehmen wie auch Privathaushalte jetzt deutlich höher verschuldet sind.

Illusion der Kontrolle

Die wirtschaftliche Lage mit Blick auf eine globale Rezession und die Schuldensituation wird den Notenbanken gar keine andere Möglichkeit lassen, als die Zinsen nicht weiter anzuheben oder mittelfristig wieder leicht zu senken. Der Zeitpunkt, an dem Investoren klar werden wird, dass Edelmetalle eben doch ein guter Inflationsschutz sind und die Notenbanken die Illusion der Kontrolle der Inflation nicht weiter aufrechterhalten können, dürfte eine einmalige Gelegenheit für Edelmetalle darstellen. Bei Betrachtung der Entwicklung von Gold in diesem Jahr in den jeweiligen Währungen zeigen sich Unterschiede. Obwohl der Goldpreis in US-Dollar um 7% gefallen ist, ist er sowohl im Euro als auch z.B. im Australischen Dollar um jeweils 6% gestiegen. Während der Goldpreis und damit auch die Umsätze für die Produzenten gestiegen sind, gingen die Kurse der Goldminen beispielsweise in Australien in diesem Jahr bislang um über 28% zurück – eine enorme Diskrepanz, die sich nicht allein durch gestiegene Produktionskosten erklären lässt. Diese sind im Branchenschnitt in etwa um 10% angestiegen. Allerdings ist der größte Kostenblock hier nicht die Energie, sondern der Personalaufwand. Deutlich gestiegen sind zudem die Anfangskosten für neue Minen, die die Produktion in den kommenden Jahren aufnehmen wollen. Dies wird wohl den einen oder anderen Produktionsstart nach hinten verschieben und das Angebot weiterhin negativ beeinflussen.

Gedrückte Stimmung

Ein positiver Punkt für antizyklische Investoren ist die aktuelle Stimmung im Goldminenbereich. Im September fanden die beiden wichtigsten Messen innerhalb des Sektors statt. Hätte ein Goldpreis von 1.700 USD je Unze vor wenigen Jahren noch für wahre Euphorie gesorgt, so gab es diesmal zahlreiche unzufriedene Stimmen. Trotz der ausgezeichneten Quartalszahlen waren viele Vorstände der Minengesellschaften eher bedrückt. Grund hierfür waren in erster Linie die Kursverluste trotz hervorragender Ergebnisse, die vom Markt und den Investoren in keiner Weise honoriert wurden.

Artikel Smart Investor 11-2022, Gastbeitrag von Tobias Tretter